Young Adult

Let it snow

Julia K. Stein

Weihnachten in New York

Als ich vor ein paar Jahren im September eine Stelle im Allgäu antrat, fragte mich eine Kollegin „Magst du Schnee?“. Ich war leicht verwirrt, denn wer, bitte schön, mag keinen Schnee? 

Es dauerte nicht lange bis die ersten Flocken fielen. Keine kümmerlichen Krümel, sondern golfballgroße Kugeln, die dicht an dicht auf den Boden tänzelten. Ich starrte nur aus dem Bürofenster (*hüstel*) und beobachtete dieses magische Ballett. Ich wurde Profi im Schneeschippen, Anfahren am Berg bei Glatteis und einfachem Geradeauslaufen durch gefühlt kniehohen Schneematsch. 

Im Mai schneite es jedoch immer noch und ich erinnerte mich an die Frage meiner Kollegin, die ich neu für mich beantwortete: „Nein! Ich hasse Schnee!“ Aber das ist natürlich gelogen! 🙂 Ich erholte mich von dieser Schneeflut und wir wurden wieder Freunde. 

Schnee bringt eine kaum greifbare Stille mit sich. Alles ist so friedlich. Man wird ruhiger und entspannter. Oder habt ihr etwa das Bedürfnis durch den Schnee zu rennen?

Denkt man an New York – ich weiß, herber Cut – fällt einem der Times Square ein, Menschenmassen, die sich durch die Häuserschluchten schieben, alles ist immer in Bewegung. Es ist laut, es ist hektisch, es riecht an jeder Ecke anders. 

„Let it snow“ von Julia K. Stein spielt auch in New York, aber der Version, die die Touristen meistens meiden: New York im Schneesturm. 

Die Stadt fängt die beiden gestrandeten Protagonisten Hannah und Kyle auf wie eine Hängematte, die sie in flauschige Kissen einmummelt. 

Booknerd Hannah möchte kurz vor Weihnachten nach Deutschland zu ihrer Familie fliegen, College-Schönling Kyle möchte zu seiner Familie, die die Feiertage auf Barbados verbringt. Der Schneesturm zwingt sie jedoch in New York zu bleiben, wo das Schicksal sie zusammenführt. Mangels Unterkunft, Internetzugang und Geld nimmt Hannah Kyles Angebot bei ihm zu bleiben an. Sie versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und sich gegenseitig besser kennenzulernen. 

Es gibt nur wenig Schauplätze. Das Treiben, für das New York so bekannt ist, geht nur von den Schneeflocken aus. Die ganze Stadt versprüht dennoch einen Charme und eine gemütliche Ruhe, der man sich nicht entziehen kann. Besonders Kyle lernt seine Stadt wieder neu kennen und teilt seine Freude daran mit Hannah, die doch noch ein schönes Weihnachtsfest feiern darf. 

Die Geschichte lebt von den Dialogen, die meistens witzig sind, aber auch doppeldeutig und ernst. Ganz subtil wird hier und da ein wenig Gesellschaftskritik eingeflochten. Unabhängig vom Kontostand oder gesellschaftlichem Umfeld, haben alle mit gewissen Problemen zu kämpfen. Sei es, seinen Weg zu finden oder dem vorbestimmten Weg so lange wie möglich auszuweichen und das Leben auszukosten. 

Mit „Let it snow“ kann man ein paar gemütliche Lesestunden unter der Kuscheldecke bei Glühwein und Lebkuchen verbringen. 

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