
Und wenn du mich küsst
Susan Elizabeth Phillips
Die launische Operndiva und der ehrgeizige Quarterback!
Okay was haben American Football und Oper gemeinsam? Auf den ersten Blick nichts. Football-Spieler singen ihre Gegner nicht an und Opernsängerinnen rammen ihre Bühnenpartner nicht mit Helmen und Shoulderpads aus dem Weg.
Susan Elizabeth Phillips schaut in ihrem Roman „Und wenn du mich küsst“ ein bisschen genauer hin und schickt ihre Protagonisten Liv (pssst, so mag sie eigentlich nicht genannt werden!) und Thad (der mit vollem Namen Thadeus Walker Bowman Owens heißt) zusammen auf eine Promotour für eine Luxusuhrenmarke. In ihrer gemeinsamen Zeit (*zwinker*) lernen sie sich selbst und den Gegenpart besser kennen. Zu Beginn sind die beiden sich spinnefeind. Natürlich wollen wir wissen, warum. Doch dann wird der Quarterback, der normalerweise selbst von seinen Mitspielern beschützt wird, ebenso zum Beschützer. Und zwar zu dem der Opern-Diva, die ein Geheimnis hat und der obendrein jemand übel mitspielt. Und damit meine ich nicht den Vorfall, bei dem Thad Olivia barfuß (!) in eine fragwürdige Kneipe lockt, deren Fußboden vermutlich eine eigene Postleitzahl besitzt.
In dieser Geschichte prallen zwei Alphas aufeinander. Jeder ein absoluter Profi auf seinem Gebiet. Auch wenn Thad nur der Ersatz-Quarterback ist, ist er das lediglich aufgrund einer peripheren Sehstörung. Diese hat allerdings keine Auswirkungen auf seine Sicht auf Livs Körper. Was er da sieht, gefällt ihm außerordentlich gut. Und was er von ihr zu hören bekommt, noch viel mehr, eher die Habanera und lustvolles Stöhnen als divenhaftes Gezicke, aber das nur fürs Protokoll.
Im 9. Band der „Chicago Stars“-Reihe geht es weniger um Football. Susan Elizabeth Phillips hält ihre Leserschaft wohl schon für Experten auf diesem Gebiet. Nein, es gibt ganz nebenbei viel zu lernen über die Oper. Es werden viele Opern genannt, aber natürlich nicht die eine, die ich vor ein paar Wochen erst gesehen habe: Nabucco von Giuseppe Verdi.

Wenn du denkst, die Oper ist nichts für dich und du dich irrst…
Kleiner Abstecher nach Verona an einem lauen Spätsommerabend im September. Die Arena aus massivem Stein ist die perfekte Kulisse für ein faszinierendes Spektakel. Auch wenn du die Sprache nicht verstehst, kannst du dich treiben lassen, vom Gewusel der zahlreichen Darsteller, den Atem anhalten bei den beeindruckenden Solodarbietungen und das Vibrieren dieser starken Stimmen in dich aufnehmen. Und wenn der berühmte Gefangenenchor sein Leid klagt, einen Aufstand plant oder einfach nur eine Pizza in Zelle 703 bestellt – wer weiß das schon? Verstehst ja nix – dann schaffst du dir Momente, die dir für immer bleiben werden. Der eingeschlafene Hintern nach drei Stunden auf harten Stühlen… geht wieder weg. Versprochen!
Wenn du „Und wenn du mich küsst“ gelesen hast, hast du hoffentlich über herrliche Dialoge gelacht, dich ein wenig gegruselt (hallo, ist das ein Liebesroman oder ein Thrillerchen?), gelernt, dass man lieber mal beide Seiten anhören soll, statt auf ein falsches Meinungsbild zu bestehen und vielleicht sogar ein bisschen vor dich hingeträllert – muss ja nicht die Oper sein.
Über die Autorin Susan Elizabeth Phillips
SEP ist eine ganz besondere Marke. Wer sie einmal live erlebt hat, wird mir durchaus zustimmen. Wenn sie mit ihren Leserinnen ein Quiz über ihre Bücher spielt, erfährt sie selber doch wieder einiges über ihre Figuren. Tja, bei so vielen Werken kann man schon mal das ein oder andere Detail vergessen. Als Preis für richtige Antworten gibt es übrigens rote Clownsnasen. Bei der nächsten Gelegenheit unbedingt zu einer Lesung gehen.