Roman

Ashington – Verliebt in einen Earl

Abbi Glines

Die Ballsaison ist eröffnet! 

Rauschende Bälle, wohlerzogene junge Damen und galante Herren, die hervorragende Manieren an den Tag legen, Hufgetrappel der stolzen Pferde, das Ruckeln der schweren Kutschen über den gepflasterten Boden, der Kampf um die Stellung in der Gesellschaft, das unbedingte Vermeiden eines Skandals bei gleichzeitiger Gier nach solchen – natürlich nur, wenn andere darin verwickelt sind. So stellen wir uns doch gerne die Regency Epoche vor. 

Die Autorin Abbi Glines hat mit „Ashington – verliebt in einen Earl“ ihr Debut im Regency Romance Genre geschrieben. Worum geht’s? 

Miss Miriam Banhurst muss in der Ballsaison 1815 einen Ehemann finden, um für sich selbst sowie ihre Mutter und Schwester sorgen zu können. Die Schwester muss dringend am Bein operiert werden, doch nach dem Tod des Vaters steht die Familie vor dem finanziellen Ruin. Miriam reist also nach London, wo sie bei ihrem Onkel und dessen amerikanischer Frau (die super sympathische Tante Harriet) wohnen darf und von ihnen in die Gesellschaft eingeführt wird. 

Hugh Compton ist der Earl of Ashington, der nun nach dem Tod seines Vaters (warum sterben die eigentlich alle so früh?) seinen Verpflichtungen nachkommen muss. Die künftige Frau an seiner Seite muss jedoch bestimmte Bedingungen erfüllen und vor allem mit einer für ihn sehr besonderen Person zurechtkommen. Wer sie ist und dass es sie überhaupt gibt, wissen nur seine engsten Vertrauten. Es gibt bestimmt niemanden, der die Geschichte liest und diese Person nicht absolut entzückend findet! 

Sein Halbbruder Nicholas Compton sinnt auf Rache seit Ashington dessen Mutter vom Anwesen verjagt hat. Wie könnte er das besser tun, als wenn er ihm die Frau ausspannt? Statt um die langweilige, aber sichere Bank, Lydia, wirbt Ashington um Miriam. Damit geht ein Wettstreit los, in dem die junge Dame zum Spielball zu werden scheint. Aber nicht mit ihr! Sie ist zwar arm, aber nicht dumm und sie versteht es hervorragend, sich in diesem Brüderduell ihre Position zu sichern. Mit den Waffen einer Frau erreicht sie schließlich ihr Ziel. 

Abbi Glines hat eine sehr unterhaltende Geschichte geschrieben rund um Intrigen, Verrat, Rache und heimliches Verlangen, mit tollen, teils lustigen Dialogen, die vermutlich hier und da moderner sind als sie sein sollten. 

Was ist denn bitte eine Tanzkarte?

Allen, die schon mehr Literatur aus dieser Epoche gelesen haben, ist die Tanzkarte sicherlich bereits bekannt. Mir war neu, dass es so etwas gab. Auf der Tanzkarte, die die Besucherin eines Balls erhielt, trugen die Tanzpartner sich für die einzelnen Tänze des Abends ein. So konnte der Mann wohl sicherstellen, dass er sich einen Tanz aussuchte, den er auch beherrschte und die Dame war vorgewarnt, mit wem sie denn das Vergnügen hatte. 

Das klingt ja zunächst irgendwie romantisch. Wenn man aber genau drüber nachdenkt, ist es ein Spiegelbild des gesellschaftlichen Drucks, der insbesondere auf die jungen Damen ausgeübt wurde, deren Hauptaufgabe darin bestand, einen Ehemann zu finden und damit ihre gesellschaftliche Stellung zu bewahren oder gar aufzusteigen. Was ist, wenn sich keiner auf der Tanzkarte eintragen möchte? Dann bleibt einem nur noch, literweise Limonade in sich zu schütten, bis zum Zuckerschock. 

Und was wurde aus den jungen Töchtern aus gutem Hause, die sich nicht mit Sticken, Piano spielen und Konversation übers Wetter bei einem Spaziergang im Park – natürlich mit Anstandsdamen im Schlepptau – begnügen wollten? Wahrscheinlich haben wir es genau denen zu verdanken, dass es für uns heute so selbstverständlich ist, dass Frauen die gleichen Chancen auf Bildung haben wie Männer, dass es keine Ehe braucht um zu (über)leben, dass Frauen jegliche Freiheiten genießen können, wenn sie es möchten. Ein Hoch auf die Rebellinnen ihrer Zeit! 

Über die Autorin Abbi Glines

Laut ihrer Autorinnenbio wollte Abbi Glines schon immer Britin sein, liebt Regency-Romane und ist großer Bridgerton-Fan. Aus diesem Grund hat sie beschlossen, das vertraute Terrain der romantischen Fantasy und Young Adult zu verlassen und sich diesem neuen Genre zu widmen. Das war doch schon ein guter Auftakt. 

Im Original lautet der Titel übrigens „Glitter“.

Sie könnte im nächsten Band die Frage lösen, ob der Halbbruder des Earls tatsächlich Nicholas heißt wie im Buch. Oder doch Nathaniel wie im Klappentext?  

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