Roman

Die Hauptsache

Hilary Leichter

Sieht so die moderne Arbeitswelt aus? 

Die namenlose Ich-Erzählerin arbeitet als Aushilfe – wie schon ihre Mutter und ihre Großmutter. Ihr großes Ziel ist die Entfristung. Nicht mehr auf die Aufträge einer New Yorker Zeitarbeitsfirma angewiesen zu sein. Nicht mehr nur jemanden zu vertreten, zeitweise zu ersetzen oder sogar so tief in dessen Rolle zu schlüpfen, dass man nicht mehr weiß, wer eigentlich das „Original“ ist. 

Hilary Leichter treibt die Arbeitswelt ihrer Protagonistin auf die Spitze. Sie bekommt einen absurden Arbeitsauftrag nach dem anderen. Sie öffnet und schließt Türen in einem völlig leeren Haus und zwar alle 40 Minuten. Sie sortiert Schuhe hin und her. Sie wird als Schaufensterpuppe präsentiert. Sie heuert auf einem Piratenschiff an. Sie arbeitet als Assistentin eines Mörders. Sie soll in einem Zeppelin eine Reihe von Knöpfen drücken um Bomben abzuwerfen. Sie wird von einem 7-jährigen Jungen engagiert, der eine Mutter braucht. Sie verteilt Flugblätter und sammelt sie wieder ein. Oft gerät sie in moralische Konflikte, die sie den Job kosten, so dass sie wieder von vorne anfängt. 

Bei jedem Job hofft die Erzählerin, dass sie endlich die ersehnte Entfristung bekommt. Sie strebt nach Perfektion und vergisst darüber hinaus ihr Privatleben. Für jede Lebenslage hat sie einen festen Freund. Ganze achtzehn an der Zahl, die sich schließlich in ihrer Wohnung treffen und sich bestens untereinander verstehen. 

„Die Hauptsache“ zeigt ein Bild von einer Arbeitswelt, in der jeder ersetzbar und austauschbar ist. In der Jobs ausgeführt werden, ohne nach dem Sinn zu fragen oder eigene Ideen einzubringen. 

Aus meiner Sicht als Chefin kann ich die Gedanken der Autorin nicht ganz nachvollziehen. Meiner Erfahrung nach scheuen Mitarbeiter sich eher davor Verantwortung zu übernehmen oder sich langfristig an ein Unternehmen zu binden. Vielleicht, weil irgendjemand mal gesagt hat, man müsste möglichst viele verschiedene Firmen und deren Arbeitsweise kennenlernen. Oder weil es viel schwieriger ist, ein gewisses Level zu halten. So wie im Sport: man hat mal eine super Saison und erringt den Meistertitel. Aber dieses Ergebnis wieder und wieder zu schaffen, erreichen nur die wenigsten. Aber gerade dann zeigt sich doch eigentlich erst, wie gut man tatsächlich ist. 

Der Klappentext beschreibt das Buch als „irrwitzigen Ritt“ und das ist es tatsächlich. Man muss sich auch drauf einlassen, dass es in kompletter Überzeugung nur eine Sichtweise darstellt. Die Erzählerin scheint nicht wirklich einen bestimmten Job haben zu wollen. Er sollte einfach nur unbefristet sein. Die Möglichkeiten sind heutzutage auch so vielfältig, dass es tatsächlich nicht so leicht ist, für sich das Richtige zu finden. Und bestimmt muss man sich auch nicht bis an sein Lebensende daran binden. Ich würde der Ich-Erzählerin dennoch raten, sich zu überlegen, worin sie einen erfüllenden Job sehen würde und sich dann in dieses Abenteuer zu stürzen. Was würdest du ihr raten um ihr Ziel zu erreichen?

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