Roman

ugly fat thing

Annie Stone

Bewahre dir die Fähigkeit zu träumen

Wenn ein/e Autor/in am Ende der Geschichte ein paar persönliche Worte schreibt, lese ich die immer zuerst. Dass diese Geschichte von Verlagen abgelehnt wurde bzw. es gar nicht erst so weit geschafft hat und Annie Stone sie selbst veröffentlichte, in dem Wissen, dass sie im breiten Massenmarkt versinken würde, machte mich traurig und wütend. Erst recht, als ich das Buch zu Ende gelesen hatte.

Unter dem zarten pinken Cover verbirgt sich eine Geschichte, die ganz sicher verdient, von vielen Menschen gelesen zu werden. Von denen die „schwach“ sind und von denen, die andere schwächen um sich besser zu fühlen. 

Für dieses Buch gibt es mal eine Einteilung in Themenbereiche: 

Die Hauptfigur     

Ashley Delaney fühlt sich gar nicht wie eine Ashley, denn die sind schön, beliebt und dünn. Alles, was sie nicht ist. Sie arbeitet in einem Call-Center und lebt mit 28 Jahren bei ihren Eltern. Meistens bleibt sie zuhause, wo sie ihre eigenen Klamotten näht oder geht zu ihrer Freundin Staci.

Ashley steht sich selber im Weg, weil sie vor lauter Angst, dass andere sie eklig finden oder sich über sie lustig machen, kaum aus dem Haus geht. Immer wieder macht sie sich selber schlecht. Und wenn sie es nicht tut, macht es bestimmt ihre Mutter.

Familie

Diese Familie ist alles, aber keine Bilderbuchfamilie. Ihre Mutter schämt sich für Ashley. Sie versucht ständig, sie zum Abnehmen zu bewegen und schleppt immer wieder Männer an, um die Tochter endlich unter die Haube zu bringen. In der glitzernden Filmwelt von Los Angeles, in der sie sich dank dem Vater bewegen, ist eine dicke Tochter peinlich, weshalb sie nicht mit auf den roten Teppich darf oder gar Erwähnung in der Presse findet. Die Mutter ist so gemein, dass man beim Lesen richtig aggressiv wird und ihr echt was Böses will. Sie macht Ashley permanent nieder und versteht es nicht mal dann, wenn man es ihr haarklein erklärt. 

Der Gegenpart ist Ashleys Bruder Chad. Der Fitness-Influencer mit Millionen von Follower und seiner hübschen Freundin Katie ist der ganze Stolz der Mutter. Zunächst realisiert Chad nicht, dass auch er seine Schwester runterzieht. Doch als er sich dessen bewusst ist, tritt er für Ashley ein und hilft ihr in ein neues Leben.

Der Vater spielt keine große Rolle, denn er ist eh nie für seine Tochter da. 

Freunde

Staci ist Ashleys einzige Freundin, die immer für sie da ist. Sie meldet Ashley bei einem Online-Dating-Portal für Dicke an, wo sie regen Zuspruch erhält. 

Liebe

Auf dem Dating-Portal lernt sie Jordan kennen. Er schafft es, sie aus der Reserve zu locken, was aber gar nicht so einfach ist, da Ashley einfach nicht glauben kann, dass so ein heißer Typ wie er sich für sie interessiert. Immer wartet sie darauf, dass er sich über sie lustig macht, sagt, dass das alles nur ein Scherz war. Es ist aber Ashley, die immer wieder einen Schritt zurück geht. Sie glaubt ihm nicht, wenn er ihr Komplimente macht und trennt sich schließlich von ihm. 

Die Erkenntnis

Durch die Trennung kommt Ashley endlich ins Handeln und kämpft sich Stück für Stück ins Leben. Ihr ist bewusst, dass sie nur selber an sich arbeiten kann und lernen muss, sich selbst zu lieben, damit es auch andere tun können. Sie lässt aber auch zu, dass Katie sie bei ihrer neuen Karriere unterstützt. 

Die Geschichte ist ehrlich, berührend und näher an den Lesern als so viele andere. Ob man mit seinem Gewicht hadert oder etwas anderem. Es ist so wichtig, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. 

Auch die ständigen Wiederholungen, dass sie zu dick und eklig und überhaupt ist, nerven einen vielleicht beim Lesen. Aber genau das macht es doch so authentisch. Wie oft sagt man seinen Liebsten, dass sie nicht zu dick sind? Dass die Ohren doch gar nicht so weit abstehen oder die Nase nicht zu krumm ist. Das muss man gebetsmühlenartig wiederholen und wenn im Kalender endlich „eines Tages“ steht, glaubt der Gegenüber das vielleicht auch. Der Weg, den Ashley gehen muss, ist nicht leicht, aber für sie entwickelt sich eine positive Reise, die noch lange nicht zu Ende ist. 

Ein besonderer Satz

„Ich habe die Fähigkeit zu träumen verloren, weil ich immer und immer wieder nur enttäuscht wurde.“ (S. 402)

Ashley hat sich in ihrem miserablen Leben eingerichtet und „habe mich damit zufrieden gegeben ein halbes Leben zu führen.“ Sogar nur ein Viertel Leben. Sie erkennt, dass es vielleicht gar nicht die Welt war, die sie enttäuscht hat, sondern zum großen Teil sie selbst. 

Ich finde, da steckt ganz viel Wahrheit drin. Viele Menschen sind so unzufrieden, weil sie sich mit einer Lebenssituation abfinden, die sie eigentlich gar nicht glücklich macht. Doch aus lauter Angst vor Veränderung, laden sie ihren Frust bei anderen ab und ziehen die mit runter. 

Ich hoffe, dass „Ugly fat thing?“ noch viele Leser findet und zum Nachdenken anregt. Über das eigene Selbstbild und auch den Umgang mit unseren Mitmenschen. Unabhängig davon, ob wir sie persönlich kennen oder anonym über soziale Netzwerke. 

Das Buch ist angenehm flüssig zu lesen und beinhaltet doch so viele wichtige Botschaften, dass ich mich manchmal schon gefragt habe, wie die eigentlich alle in dieser Geschichte Platz finden konnten. Gut gemacht, liebe Annie Stone!

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