
Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht
Alexandra Potter
#confessionsofabookaholicwhowouldliketorecommendthisfantasticstory
Hat man tatsächlich versagt, wenn man nicht den gängigen Regeln entspricht, sich verliebt, verlobt, dann heiratet, ein Haus baut und Kinder bekommt? Und das alles noch bevor man Dreißig, aber ganz bestimmt bevor man Vierzig ist? Im englischen Original lautet der Titel des Buches „Confessions of a Forty-Something F**k Up“, was doch um einiges besser klingt und treffender ist als der deutsche Titel. Als Versagerin fühlt sich Nell, kurz für Penelope, als sie aus dem sonnigen Kalifornien ins kalte Großbritannien, genauer gesagt nach London, zurückkehrt. Statt Ehemann und Kinder zu haben, ist sie nun mit über Vierzig wieder Single. Das Büchercafé, das sie mit ihrem Ex führte, ging pleite und nun arbeitet sie als Nachrufschreiberin.
Nells Freunde haben in ihrer Abwesenheit ihr Leben weitergelebt, sind verheiratet, haben Kinder und neue Freunde sind dazugekommen. Sich in diese neue Konstellation wieder einzugliedern ist natürlich nicht so einfach, erst recht nicht, wenn sich die beste Freundin von der neuen Freundin so einspannen und manipulieren lässt, dass sie für die andere keine Zeit mehr hat.
Und wie sieht es aus mit der Liebe? Nell blamiert sich zunächst vor „heißer Dad“, der sich dann als „lustiger heißer Onkel“ entpuppt. Aber was für ein Typ ist er wirklich?
Besonders lustig fand ich die Szenen mit Nells Mitbewohner, der zugleich ihr Vermieter ist, nämlich der etwas schrullige Edward. Sie streiten herrlich über die richtige Wohnungstemperatur oder Wasser- und Stromverbrauch. Nell wird außerdem als sein Hundesitter eingesetzt, wenn Edward am Wochenende nicht in der Stadt ist.
Getragen wird die Geschichte von der Freundschaft, die sich zwischen Nell und Cricket entwickelt. Cricket ist über achtzig und Nell soll einen Nachruf über ihren Mann schreiben. Gegenseitig helfen sich die Frauen um Stück für Stück ins Leben zurückzufinden bzw. die Trauer zu bewältigen.
Was das Buch so frisch macht
Es ist in 12 Monate gegliedert, von denen jeder einen Hashtag zugewiesen bekommt. Dezember hat zum Beispiel #dingeverwirrensichundzwarnichtnurlichterketten. Ich liebe solche blabla-Hashtags. Innerhalb der Monate gibt es Kapitel unterschiedlicher Länge mit Überschriften.
Alexandra Potter ist es gelungen, viele Trends aus den Sozialen Medien in ihre Story zu packen, ohne dass es krampfig oder gekünstelt wirkt. Der Text wird zwischendurch beispielsweise mit Chat-Verläufen aufgelockert. Seien wir ehrlich, da spickeln wir doch alle mal gern rein und rollen mit den Augen oder kichern vor uns hin.
Der Podcast
Nell hat das Gefühl, sie muss sich ihren Frust von der Seele reden. Sie beschließt also, einen Podcast aufzunehmen. Es kommt ihr gar nicht so sehr auf die Zuhörerzahl an. Natürlich freut sich sich über ihre 14 Abonnenten und ist traurig, als drei sie wieder verlassen. Wichtig ist das aber nicht. Erst als ihre Freundinnen über ihren Podcast sprechen, nicht ahnend, dass Nell dahinter steckt, wagt sie wieder einen Blick in die Zahlen – und die sind unglaublich. Schade ist nur, dass man als LeserIn nicht erfährt, was genau sie berichtet.
Dankbarkeitsliste
Nell führt eine Dankbarkeitsliste, denn sie hat einen Artikel gelesen, der besagt, dass der Schlüssel zum Glück im Verfassen seiner täglichen Dankbarkeitsliste liegt. Schreibt man alles auf, wofür man dankbar ist, wird man sich insgesamt besser fühlen, negative Denkmuster durchbrechen und sein Leben verändern (Seite 9).
Wofür ich dankbar bin:
1.) meine Familie, die mich immer unterstützt.
2.) denjenigen, der Nutella erfunden hat (keine Werbung, sondern eine Lebensgefühl!)
3.) meinen eigenen kleinen Buchblog und jeden einzelnen, der sich Zeit nimmt, mein Geschreibsel zu lesen. Vielen Dank!
4.) Fernsehserien wie Outlander und Chicago P.D.
5.) Schokomilch
6.) Humor jeglicher Art
7.) dass das Scheinwerferlicht in meinem Auto automatisch an- und ausgeht.
8.) dass ich lesen und schreiben kann.
9.) dass es AutorInnen wie Alexandra Potter gibt, die humorvolle und gleichzeitig tiefgründige Bücher schreiben.
10.) Achtung, jetzt wird’s philosophisch: ich bin sehr dankbar für mein Leben!
Über die Autorin
Alexandra Potter ist eine britische Bestsellerautorin. Ihre romantischen Komödien wurden millionenfach verkauft und in 22 Sprachen übersetzt. Wem dieses Buch gefallen hat, findet also bestimmt weiteren Lesestoff.
„Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht“ ist im Piper Verlag erschienen. (Unbezahlte Werbung)