Lifestyle

Lessons

Gisele Bündchen

Als Gisele Bündchen auf einem Werbeplakat vor etlichen Jahren eine bordeauxfarbene Cord-Schlaghose trug, rannte ich völlig begeistert in die Filiale der beworbenen Marke, riss die Hose von der Stange, eroberte die Umkleidekabine und genau dort, im fiesen Licht des Umkleidespiegels lernte ich eine wichtige Lektion: ich bin nicht Gisele Bündchen! An mir sah die Hose bei Weitem nicht so aus wie bei ihr. Was hauptsächlich daran lag, dass ich nur halb so groß, dafür doppelt so breit bin wie sie. Die Hose habe ich mir trotzdem gekauft und sie so gestylt, dass sie an mir gut aussah oder ich mit ihr. Das kann man nun drehen wie man will. 

Gisele Bündchen – Lessons

Was haben wir – außer jener Hose – noch gemeinsam? Ich habe ein Tom Brady-Trikot, Gisele hat, nun ja… Tom Brady! 🙂 Außerdem scheinen wir beide einen enormen Wissensdurst zu haben. Ständig Fragen zu stellen und Antworten zu suchen (oder Schlüssel, Stifte, einen Handschuh…). Wenn es die nicht wissenschaftlich oder anderweitig bewiesen gibt, möchte man wenigstens eine Antwort, die einen für den Moment zufrieden stellt. 

Als ich hörte, dass Gisele Bündchen ein Buch schreibt, war ich zunächst skeptisch. Ein weiterer Promi, der seinen Werdegang zwischen Buchdeckel pressen lässt. Ob das gut wird?

Da wir aber Cord-Schlaghosen-Schwestern im Geiste sind, siegte meine Neugier und ich kaufte das Buch. Frei von Erwartungen, unwissend, was auf mich zukommen würde. 

Umso mehr freute es mich, dass ich beim Lesen richtig mitgerissen wurde, mir Stellen mit Bebberle (bei uns heißt das so) markierte und sogar einzelne Zeilen unterstrich – mit Bleistift! Ganz so wild wurde ich dann doch wieder nicht, als dass ich in meine Bücher mit Kuli oder sonstwas malen würde. 

In acht Lessons stellt Gisele vor, welche Fragen sie sich gestellt hat und welche Antworten sie fand. Wir Leser verfolgen so ihren Werdegang, den sie geschickt einbindet, indem sie darstellt, wie bestimmte Lebenssituationen ihr Fragen aufwarfen oder sie dazu zwangen eben diese Fragen zu stellen. Sie zeigt uns auch, welche Antworten sie gefunden hat. Auf diese Weise lernt man die Frau von den Plakaten von einer ganz anderen Seite kennen. 

Das Buch hat mich beeindruckt, weil es völlig unerwartet ist. Tiefgründig, aber nicht belehrend. Inspirierend, aber nicht aufdringlich. 

Ich habe mir stolze 24 Thesen und Fragen rausgeschrieben, die es mir wert schienen, immer wieder mal darüber nachzudenken oder entsprechend zu handeln. Jeder kann dies, wie er möchte, in seinen Alltag einbauen und entsprechend angleichen. Wie eine Cord-Schlaghose! Natürlich sieht die an mir nicht aus wie an Gisele, aber ich kann sie für mich so anpassen, dass sie an mir gut aussieht. Genauso stellt mich mein Leben vielleicht vor andere Fragen oder gibt mir andere Antworten. 

Eine Lesson bringt zum Beispiel folgenden Denkansatz hervor: 

„Unser Leben spielt auch im Leben anderer eine wichtige Rolle.“

Das klingt zunächst sehr banal. Wenn man ein wenig beobachtet, merkt man sehr schnell, dass damit nicht nur die großen Beziehungen gemeint sind. Natürlich spielt man im Leben seines Partners, Ehegatten, Kindes oder Elternteils eine wichtige Rolle.

Gleiches gilt aber auch für Arbeitskollegen, für die Menschen, denen man täglich begegnet. Bin ich freundlich zur Person vor mir in der Supermarktschlange oder ramme ich ihr den Einkaufswagen in die Hacken und versaue ihr die Laune oder Achillessehne? 

Schenke ich einem Passanten ein Lächeln oder laufe ich gesenkten Hauptes vorbei? Kann ich ein Vorbild für jemanden sein? Ahmt jemand nach, was ich tue?  Eine Mitarbeiterin trug ein Donald Duck-T-Shirt. Ich sagte, dass es mir gefällt, worauf sie meinte: Ich dachte, ich kann das zur Arbeit anziehen, nachdem Sie einen Micky Maus-Pullover haben. 

Klar, wenn die Chefin Micky trägt, dürfen es auch die Mitarbeiter. Mir war bis dato nicht klar, dass sich meine Kleiderwahl so auf die Mitarbeiterinnen auswirken könnte (Dies ist keine Diskriminierung, aber unsere Herren haben bislang keinen Wunsch in diese Richtung geäußert).

Es macht richtig Spaß wieder mehr auf die Kleinigkeiten zu achten, die man sonst gerne mal vergisst. Ob von der Hektik im Alltag oder weil sie nicht wichtig erscheinen.

So entdeckt man eine hübsche Brosche an einem Mantel, der dadurch zum Unikat wird. Oder ein selbst gebasteltes Fensterbild oder einen freien Parkplatz, was ja manchmal mit dem Finden eines vierblättrigen Kleeblattes gleichzusetzen ist. 

Mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, kostet nichts und tut uns gut. Je stärker wir fühlen, desto positiver und freundlicher gehen wir mit uns selbst und mit anderen um und spielen in deren Leben eine positive Rolle. 

Das Leben bietet uns in allen Höhen und Tiefen Lektionen, die wir lernen können. Die im Buch beschriebenen stellen einen guten Anfang dar um zu reflektieren, was man selber schon über sich selbst und sein Leben gelernt hat. 

Das Buch ist für alle, die gerne Fragen stellen und Antworten suchen, die wissen, dass sie nicht der / die Beste sein müssen, sondern nur die beste Version ihrer selbst. Wen das immer noch nicht überzeugt hat, der kann sich an einem Bild erfreuen, das Tom Brady im Bett zeigt. Mehr Argumente für dieses Buch braucht es doch wirklich nicht mehr! 

Viel Spaß beim Lesen, eure Ella!

One Comment

  • Melanie

    Nicht jede kann von sich behaupten, Gemeinsamkeiten mit Gisele Bündchen zu haben. Ich fand den Text großartig! Er hat auf jeden Fall mein Interesse geweckt, das Buch zu lesen!

Schreibe einen Kommentar zu Melanie Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert